In den letzten Jahren ist der Druck auf Krankenhäuser und Arztpraxen zunehmend gestiegen. Zum einen steigen die Kosten für Behandlungen, Energie und Geräte. Zum anderen herrscht auch in der Gesundheitsbranche akuter Fachkräftemangel. Wir fragen uns, welche Auswirkungen dieser Mangel mittel- und langfristig haben kann.
Studie prognostiziert knapp 1,8 Millionen fehlende Fachkräfte für 2035
Nicht erst seit der Corona-Pandemie klagen Kliniken und Ärzte über einen akuten Fachkräftemangel. Schon seit vielen Jahren fehlt der Nachwuchs in Krankenhäusern und Praxen. Aufgrund des demografischen Wandels nimmt der Druck auf die Healthcare-Branche zu. So werden die Patient/innen immer älter, was zu einer Zunahme an Krankheiten führt. Gleichzeitig werden auch Pfleger/innen und Ärzt/innen älter und gehen bald in den Ruhestand.
Alle Faktoren führen zu einer großen Versorgungslücke beim Gesundheitspersonal. Eine Studie von PwC prognostiziert, dass im Jahr 2035 knapp 1,8 Millionen Fachkräfte in der Pflege fehlen werden.
Bislang wurde vor allem durch das Anwerben von Fachkräften im Ausland gegengesteuert. Manche Bundesländer haben z.B. in Vietnam oder anderen asiatischen Ländern Pflegepersonal angeworben. Darüber hinaus arbeiten in vielen Krankenhäusern mittlerweile Ärzte aus dem Ausland. Mehr als 57.000 wurden im Jahr 2021 gezählt.
Die Suche nach Fachkräften ist für Kliniken und Ärzte schwer, denn es mangelt an qualifizierten Bewerber/innen.
Mögliche Folgen des Fachkräftemangels für die Gesundheitsbranche selbst
Das fehlende Personal in Krankenhäusern, der Forschung oder in Praxen hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Branche selbst und auf die Gesellschaft.
- Kurz und mittelfristig erfahren die aktuellen Pflegekräfte und Ärzte eine erhöhte Belastung, da Kolleg/innen fehlen. In Krankenhäusern müssen Pflegekräfte immer mehr Patient/innen in der gleichen Zeit betreuen. In der Folge steigt der Krankenstand und die Motivation für den Pflegejob sinkt. So gab es bereits während der Corona-Krise in einzelnen Kliniken wie der Marburger Uni-Klinik regelrechte Kündigungswellen wegen Überlastung. Fehlt in den kommenden Jahren noch mehr Personal und rückt kein Personal auf freie Stellen nach, wird der Druck noch größer werden und die Belastung steigen.
- Aufgrund der geringeren Zahl an Fachärzt/innen werden langfristig Fachkräfte fehlen, die neue Ärzt/innen weiterbilden können. In der Folge gibt es weniger Weiterbildungsmöglichkeiten für künftige Fachärzt/innen.
- In der Forschung können aufgrund des fehlenden Personals wichtige Projekte nicht mehr weiterentwickelt werden. Durch fehlende Fachkräfte können gleichzeitig keine neuen Gelder mehr für Forschungseinrichtungen akquiriert werden. Das wiederum kann sich negativ auf die Qualität und den Umfang der Forschung auswirken.
- Durch den zunehmenden Druck in Krankenhäusern und Praxen kann die Gefahr von Behandlungsfehlern ansteigen.
Mögliche Folgen des Fachkräftemangels in der Medizinbranche für die Gesellschaft
Je mehr Fachkräfte in der Pflege, der Klinik und Forschung fehlen, desto gravierender sind die Auswirkungen für die Gesellschaft. Jetzt schon gibt es z.B. einen großen Mangel an Facharztpraxen auf dem Land. Auch klassische “Landärzt/innen” fehlen, sodass die ländliche Bevölkerung für viele Behandlungen weite Wege auf sich nehmen muss.
Fehlt weiterhin Pflegepersonal werden Patient/innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bald nicht mehr fachgerecht versorgt werden können. Darüber hinaus werden Patient/innen aufgrund des Mangels an Ärzt/innen länger auf Operationen und Behandlungen warten müssen. Die medizinische Versorgung ist somit gefährdet. Darauf verweist u.a. auch die Studie von PwC.
Große Hoffnung auf Digitalisierung und Technik
Durch intelligente Behandlungslösungen mit Hilfe von digitaler Technik kann ein Teil des Fachkräftemangels in der Zukunft kompensiert werden. So bieten schon jetzt viele Praxen seit der Corona-Krise z.B. Video-Sprechstunden an. Auf diese Weise könnte dem Mangel an Landärzten begegnet werden.
Mit Hilfe von KI können Ärzt/innen OPs bereits im Voraus trainieren, wodurch sich die Behandlungszeit verkürzen lässt oder OPs optimiert werden können.
Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte Augmented Reality in der Medizin bietet.
Wie auch in anderen Branchen sind aufgrund des Fachkräftemangels die Chancen für Bewerber/innen im Healthcare-Bereich oder der Medizintechnik so groß wie nie. Wenn dann noch die Konditionen in Kliniken und anderen medizinischen Bereichen verbessert werden, gleichzeitig verstärkt Fachkräfte aus dem Ausland gewonnen werden können, gibt es eine Chance, den Fachkräftemangel langfristig zumindest abmildern zu können.
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